Gen 01 Part 15
Dieser Verrat von Christian lies Fiona nicht in Ruhe. Sie versuchte sich mit Putzen abzulenken und schrubbte die halbe Theke kaputt.
Als das alles nicht helfen wollte, ging sie zum Kochen über und versuchte sich damit abzulenken.
Christian hingegen schlief, wie ein Baby, was Fiona irgendwie noch mehr auf die Palme brachte. Machte ihm das denn alles gar nichts aus? Er hatte nicht mal versucht sich zu entschuldigen oder irgendwas aufzuklären. Waren ihm die Kinder denn so egal?
Am nächsten Morgen war Fionas Wut immer noch nicht verraucht.
Sie versuchte sich zu sammeln, duschte, zog sich frische Kleidung an und versuchte es mit einem Spaziergang. Dabei versuchte sie einen klaren Kopf zu bekommen und zu überlegen, wie es nun weitergehen sollte. Christian kann nicht hier bleiben, so viel stand fest. Er musste gehen, aber wie sollte sie dann die Tiere versorgen und auch noch die Rechnungen bezahlen?
Während die Kinder zum größten Teil nicht merkten, was passiert war, hatte Nelio ganz genau gemerkt, was abging und versuchte die Anderen zu ermutigen ihm ein wenig unter die Arme zu greifen. So richtig begeistert waren sie aber nicht davon. Immerhin halfen nun alle ein wenig mit, indem sie halfen das Haus ordentlich zu halten, so gut es ging.
Aber Nelio war das alle zu wenig. Er konnte die negativen Schwingungen zwischen seinen Eltern nicht mehr ertragen und suchte krampfhaft nach einer Lösung dafür. Dann plötzlich kam er auf eine Seite im Internet, die erklärte, dass man die Schule unter bestimmten Voraussetzungen früher verlassen konnte. Das wäre doch DIE Lösung dachte er.
Diese Gedanken machten ihm ein wenig Angst. Immerhin gab es keinen Weg zurück. Er sollte sich das gut überlegen. Was wollte er denn eigentlich in seinem Leben? Naja, wenn er ehrlich zu sich selbst war, wollte er am liebsten den ganzen Tag auf der Farm arbeiten. Es gab doch genug Bauern. Also beschloss er selber einer zu werden. Er rief seine Mutter, um diese Entscheidung in Ruhe mit ihr zu besprechen.
Fiona hörte sich alles in Ruhe an. Sie fragte ihn, ob er sich da absolut sicher war, dass er keinen Schulabschluss haben möchte. Er würde niemals einen normalen Beruf ausüben können und war immer auf gute Erträge angewiesen.
Aber Nelio war sich seiner Sache sehr sehr sicher. Er wollte unbedingt zuhause sein und die Familie mit versorgen, sodass seine Mutter sich keine Sorgen mehr machen musste. Fiona viel ein Stein vom Herzen. Sie dankte ihrem Sohn und nahm ihn in den Arm. Sie musste ein paar Tränen wegblinzeln, so gerührt war sie.
Nun war es also beschlossene Sache. Nelio wurde von der Schule abgemeldet und war nun ein freier Mann. Also zumindest fast ein Mann. Seine Schulfreunde waren wenig begeistert davon und sehr traurig, da sie ihn vermissen würden. Er dachte sich nur: “Volltrottel, die können doch jederzeit vorbeikommen.”
Nachdem sein Vater in einer Nacht und Nebelaktion einfach ausgezogen war, machte sich Nelio an die Arbeit, während seine Geschwister den Tag in der Schule verbrachten.
Er vermisste die Zeit in der Schule schon. Also nicht die Hausaufgaben, aber seine Freunde. Den einzigen Ersatz, den er fand, war ein kleiner süßer Hase, der sich zwischen den Beeten versteckte.
An einem schönen Nachmittag erzählte ihm sein Bruder Lian von einem coolen, neuen Café, in dem es richtig coole Sorten Bubble Tea gab. Das war der angesagteste Ort, also beschlossen die Zwei den Nachmittag zusammen zu verbringen, da die Gartenarbeit schon gemacht war.
Anschließend erkundeten sie noch den neu eröffneten Vergnügungspark. Sie machten ein paar Bilder in der Fotobox.
Und aßen zum Abschluss ein Eis zusammen. Dabei erzählte Lian von all dem Unfug, den Nelio so in der Schule verpasste. Ein wenig wehmütig war Nelio schon. Er hatte nicht geahnt, dass ihm die High School mal fehlen würde. So plötzlich erwachsen werden zu müssen, kann schon hart sein, aber es war nötig.
Für Lian kam ein großer Abend. Es war Prom Night und er hatte dafür einen ganz besonderen Anzug gekauft, mit dem er seinen Schwarm beeindrucken wollte. Bisher hatte er sich nie getraut in der Schule mit ihr zu reden, da sie ihn nie bemerkt hatte. Doch an diesem Abend war es anders. Als sie an ihm vorbei lief, drehte sie sich in seine Richtung um und musterte ihn mit einem leichten Lächeln im Gesicht. Das Einzige, was Lian schaffte, war ein dämliches Grinsen. Oh man, das ging mächtig in die Hose, dachte er.
Die Auserwählte hier Evie und jeder in der Schule stand auf sie, dennoch hatte sie keinen Freund. Jedenfalls keinen, der offensichtlich war. Wer weiß, was sie nach der Schule so machte. Später am Abend wurde die Ballkönigin gewählt.
Natürlich bekam Evie diesen Titel. Sie war das hübscheste und beliebteste Mädchen der Schule, wer sollte den Titel denn sonst bekommen?
Als der Ball zu Ende war, gingen die Jugendlichen noch in den Vergnügungspark. Es war spät und dunkel geworden, aber Lian wollte seine Chance nicht verpassen. Er ergriff die Gelegenheit und eröffnete das Gespräch mit seiner Liebsten, indem er ihr zu ihrer gewonnen Wahl gratulierte.
Daraus ergab sich ein sehr viel interessanteres Gespräch, als Lian vermutet hatte. Er war gar nicht mehr so nervös, wie sonst, sondern komplett ruhig. Evie hatte ein umwerfende Ausstrahlung, die er einfach nicht beschreiben konnte. Er fühlte sich unendlich wohl in ihrer Nähe.
Als sie nach einer Weile anfingen zu flirten, kapselten sie sich on der Gruppe ab um ein wenig Ruhe zu haben und sich besser kennen zu lernen. Plötzlich schien alles so einfach zu sein. Wieso hatte sich Lian nicht schon vorher getraut, sie einfach anzusprechen? Sie beschlossen mit dem Riesenrad zu fahren und sich den Park von oben anzusehen.
Bei dem wundervollen Ausblick, konnte Lian einfach nicht anders und nahm vorsichtig Evies Hand. Sie lächelte und drückte Lians Hand ebenfalls. Spätestens jetzt war klar, dass er sie unbedingt wiedersehen will nach diesem Abend. Er hatte sich eindeutig verliebt. Langsam aber sicher war Evie die Krone zu albern und sie nahm sie ab. Sie spazierten etwas Hand in Hand durch den Park. Die Anderen verabschiedeten sich langsam. Es wurde spät und Lians Mutter erkundigte, wo er so lange blieb. Mit einem verächtlichen Schnauben drückte er ihren Anruf weg. “Wer war das?”, erkundigte sich Evie. “Ach, nur meine Mum. Seit mein Dad ausgezogen ist, ist sie super anhänglich und kontrolliert jeden kleinen Schritt.” “Solltest du dann nicht lieber nachhause, bevor du Ärger bekommst?”
“Ach, das passt schon. Wenigstens diesen einen Abend kann sie mir ja gönnen.”, meinte Lian noch und schrieb, dass es ihm gut geht und er gleich nachhause kommt. Vorher wollte er seiner Liebsten noch etwas zeigen. “Komm mit, Evie. Hier wollte ich schon immer mal rein.” Also machten sie zum Abschluss eine kleine Liebesfahrt.
Hinter der Haustür lauerte Fiona bereits, die vor Sorge nicht schlafen konnte und direkt herauskam, damit sie die anderen nicht weckte.
“WAS FÄLLT DIR EIN MICH EINFACH ZU IGNORIEREN?”, keifte sie Lian an, der abwehrend die Hände hob. Doch das hielt Fiona nicht davon ab weiter zu schimpfen: “ES HÄTTE SONSTWAS PASSIEREN KÖNNEN.” “Mum, es tut mir wirklich leid. Der Abend war einfach so schön, ich wollte nicht so früh gehen, versteh das doch.” “Ich verstehe das, aber in diesem Haus gibt es Regeln, an die sich alle zu halten haben! So lange du die Füße unter MEINEM TISCH HAST wirst du dich GEFÄLLIGST daran halten. IST DAS KLAR?” “Ja, natürlich Mum.” Und so ging der Abend nicht ganz so schön zu Ende, aber immerhin hatte er ein paar schöne Erinnerungen, die den Stress absolut wert waren.